Am 17. November 1869, vor genau 150 Jahren, befuhren die ersten Schiffe den neu errichteten Suez-Kanal, begleitet von außerordentlich prunkvollen Eröffnungsfeierlichkeiten
Bereits in pharaonischer Zeit ist eine schiffbare Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem roten Meer angelegt worden, der sog. "Antike Suezkanal". Dieser hatte mit dem heutigen Kanal jedoch nur den südlichen Abschnitt gemein, die Zufahrt erfolgte über den östlichsten Nilarm und das Wadi Tumilat.
In der Neuzeit wurden bereits unter Mohammed Ali Pascha (1805-1848) immer wieder Pläne zur Errichtung einer Wasserstraße durch den Isthmus diskutiert, wobei besonders Österreich unter Staatskanzler Metternich im Interesse des österreichischen Levantehandels großes Interesse an dem Projekt zeigte. Als unter dem Vizekönig Said Pascha und der Leitung von Ferdinand de Lesseps schließlich tatsächlich mit dem Bau des Kanals begonnen wurde, legte man die Pläne des Südtiroler Ingenieurs Alois Negrelli zugrunde, der Triestiner Financier Baron Pasquale Revoltella wurde zum Vizepräsidenten der Kanalgesellschaft berufen. Durch den Tod sowohl Negrellis als auch Revoltellas vor der Fertigstellung des Kanals verblasste die Erinnerung an die wichtigen Beiträge dieser Männer zur Geschichte des Kanals, obwohl Kaiser Franz Joseph als einziger regierender Monarch an der Eröffnung teilnahm. Im technischen Museum in Wien haben sich die Tagebücher von Alosis Negrelli und dem Wasserbauingenieur Carl Juncker erhalten, die im Rahmen des Studientages vorgestellt werden sollen.
Die praktischen Auswirkungen zeigten sich sogleich bei einer österreichischen Japanexpedition, die den Hinweg noch über den traditionellen Weg um Afrika angetreten hatte, nun aber über den Suezkanal zurückkehren konnte (Beitrag Timmermann).
Die prunkvollen Bauwerke für die Erööffnungsfeierlichkeiten, darunter die Palääste von Ismailia und Gezira, waren von deutschen und österreichischen Architekten errichtet worden. Durch den an diesen Bauten beteiligten österreichisch-tschechischen Architekten Franz Schmoranz fand der damals kreierte "neomamelukische Stil" Eingang in die Wiener Weltausstellung von 1873 und beeinflusste in weiterer Folge die "orientalisierende&qout; Architektur in der österreichischen Monarchie, namentlich in Bosnien (Beitrag Maximilian Hartmuth).
Das Programm des Studientages konzentriert sich auf weniger bekannte oder noch nicht erforschte Aspekte des Suezkanals. Ein Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen Berührungspunkten mit Österreich, so den österreichischen Handelsinteressen in der Levante, Österreichs Haltung in der ""Orientalischen Frage", den vorbereitenden Studien durch österreichische Ingenieure etc.
Der Studientag findet am Sonntag, 17. November 2019 im Vortragsraum des KHM statt und ist für Museumsbesucher frei zugänglich, für Mitglieder von E&A wird der Museumseintritt frei sein. Geplant sind 10 Vorträge in der Zeit von 10.00 Uhr bis 18:00 Uhr. Die Veranstaltung ist international, Vorträge werden in Deutsch und Englisch gehalten. Die Vortragenden stammen aus Österreich (Wien), Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Italien.
Das Programm:
Hier finden Sie das finale Programm zum Download
Der wissenschaftliche Verein "Egypt and Austria" hat sich die Erforschung der vielfältigen Beziehungen zwischen Mitteleuropa und Ägypten im 19. Jahrhundert zum Ziel gesetzt. Der Verein hat Mitglieder in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Serbien und Italien. In Wien findet ein regelmäßiges Vortragsprogramm statt, meist in Kooperation mit der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des KHM und/oder dem OREA Institut der ÖAW. Darüber hinaus organisiert "Egypt and Austria" alle zwei Jahre eine internationale Konferenz, deren Ergebnisse in bisher 12 Bänden publiziert wurden (vertrieben vom Phoibos-Verlag). Der Studientag 150 Jahre Suezkanal ist eine Sonderveranstaltung aus gegebenem Anlass. Die Vorträge und Veranstaltungen von "Egypt and Austria" richten sich vorrangig an die Mitglieder des Vereins, sind aber immer auch öffentlich zugänglich